Massaker von Dinant

Zerstörte Häuser in Dinant, 1915

Am 23. August 1914 verübten deutsche Truppen in Belgien das Massaker von Dinant und töteten dabei 674 Zivilisten.[1] Zugleich wurden rund 1100[2] bis 1300 der 1800 Häuser der Stadt zerstört.[3] Das Vorgehen der deutschen Truppen zu Beginn des Ersten Weltkriegs erfolgte im Zuge ihres Marsches durch das zuvor neutrale Nachbarland.

Von August bis Oktober 1914 kamen in Belgien 5521 Zivilisten durch Hinrichtungen und zielgerichtete Zerstörungen von Ortschaften ums Leben,[4] das Massaker von Dinant war der größte dieser Gewaltausbrüche deutscher Soldaten gegen Zivilisten.[5] Die deutschen Offiziere und Soldaten rechtfertigten ihre Taten mit vermeintlichen Angriffen von Zivilisten beziehungsweise Freischärlern (Franctireurs), die Belgier bestritten derartige Angriffe vehement.

Im historischen Bewusstsein der Deutschen ist das Massaker kaum präsent. Sofern an die Gewaltausbrüche deutscher Truppen gegen belgische Zivilisten zu Beginn des Ersten Weltkriegs erinnert wird, stehen die Ereignisse von Dinant im Schatten der Gewalttaten in Löwen. Im englischen Sprachraum trug das Massaker mit zur Entstehung und Verbreitung des Propagandabegriffes Rape of Belgium (Schändung Belgiens) bei.

Ein Denkmal in der Innenstadt erinnert an das Schicksal der Getöteten von Dinant. 2001 bat die Bundesrepublik Deutschland bei den Nachkommen der damaligen Opfer um Entschuldigung.[6]

  1. Die Literatur geht üblicherweise von 674 Todesopfern aus. Abweichend Jeff Lipkes: Rehearsals, S. 271 – hier wird die Zahl 685 genannt.
  2. Jeff Lipkes: Rehearsals, S. 271.
  3. Angaben zu den zerstörten Gebäuden nach Gerd Hankel: Die Leipziger Prozesse, S. 203.
  4. Siehe John Horne, Alan Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914, S. 121.
  5. Volker Ullrich: Krieg der Worte, Kampf der Bilder. In: Die Zeit, 24. Juni 2004.
  6. Späte Versöhnung (Memento vom 10. Oktober 2004 im Internet Archive). In: Netzeitung, 6. Mai 2001.

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